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Die Fabel (lateinisch fabula, „Geschichte, Erzählung, Sage“) bezeichnet eine kürzere Erzählung mit belehrender Absicht, in der vor allem Tiere, aber auch Pflanzen und Dingliches oder fabelhafte Mischwesen menschliche Eigenschaften besitzen (Personifikation) und auch menschlich handeln (Bildebene). Die Dramatik der Fabelhandlung zielt auf eine Schlusspointe hin, an die sich meist eine allgemeingültige Moral (Sachebene) anschließt.
Ein Heuschreck hat sich den ganzen Sommer hindurch auf dem Feld lustig gemacht, mit Singen und Springen die Zeit verzehrt, ist auf Wiesen und Äckern herumgehupft und hat in allem Jubel und Freuden sein Leben zugebracht; ::: unterdessen aber hat die emsige Omeisen mit sonderm Fleiß die Treidkörnerl zusammengetragen und sich für den künftigen Winter bestens proviantiert, auch derenthalben keine einzige Arbeit verschont. ::: Wie nun der rauhe und kalte Winter herzugekommen und der dicke Schnee die Felder gänzlich überdeckte, da hat die Omeisen ihre Lebensmittel in allem Contento genossen; der Heuschreck aber ist vom Hunger über die Maßen geplagt worden, also zwar, daß er mußte betteln gehn. ::: Wie er nun bei der Omeisen angeklopft und um ein Almosen gebeten, da fragte die Omeis, wer draußen sei. »Ich«, sagte der Heuschreck, »bin ein armer und notleidender Tropf und bitt ganz demütig um ein Almosen.« ::: – »Wie«, fragt die Omeis, »hast du den Sommer zugebracht, daß du anjetzo in solches Elend geraten?« – »Die mehrste Zeit«, sagt er, »mit Singen und Pfeifen.« – ::: »So!« sagt die Omeis hinwiderum; »so bist du gar ein saubrer Gesell! Hast du im Sommer können singen und pfeifen, so tu anjetzo im Winter tanzen und leide darneben gleichwohl Hunger; denn das Faulenzen bringt kein Brot ins Haus.« ::: Rauhe und arbeitsame Hand werden nie in die Armut geraten; entgegen müßige haben nichts andres zu gewarten als den Bettelstab.
Ein Heuschreck hat sich den ganzen Sommer hindurch auf dem Feld lustig gemacht, mit Singen und Springen die Zeit verzehrt, ist auf Wiesen und Äckern herumgehupft und hat in allem Jubel und Freuden sein Leben zugebracht;
– »Wie«, fragt die Omeis, »hast du den Sommer zugebracht, daß du anjetzo in solches Elend geraten?« – »Die mehrste Zeit«, sagt er, »mit Singen und Pfeifen.« –
Rauhe und arbeitsame Hand werden nie in die Armut geraten; entgegen müßige haben nichts andres zu gewarten als den Bettelstab.
Wie nun der rauhe und kalte Winter herzugekommen und der dicke Schnee die Felder gänzlich überdeckte, da hat die Omeisen ihre Lebensmittel in allem Contento genossen; der Heuschreck aber ist vom Hunger über die Maßen geplagt worden, also zwar, daß er mußte betteln gehn.
unterdessen aber hat die emsige Omeisen mit sonderm Fleiß die Treidkörnerl zusammengetragen und sich für den künftigen Winter bestens proviantiert, auch derenthalben keine einzige Arbeit verschont.
»So!« sagt die Omeis hinwiderum; »so bist du gar ein saubrer Gesell! Hast du im Sommer können singen und pfeifen, so tu anjetzo im Winter tanzen und leide darneben gleichwohl Hunger; denn das Faulenzen bringt kein Brot ins Haus.«
Wie er nun bei der Omeisen angeklopft und um ein Almosen gebeten, da fragte die Omeis, wer draußen sei. »Ich«, sagte der Heuschreck, »bin ein armer und notleidender Tropf und bitt ganz demütig um ein Almosen.«